Warum ist Chrom (VI) während des Gerbprozesses schädlich?
Bei den meisten Gerbprozessen wird auf die kostengünstigere >Chromgerbung< zurückgegriffen. Dafür wird Chrom (III) genutzt, welches als nicht gefährlich oder gesundheitsschädlich gilt, sondern stattdessen sogar essentiell für den menschlichen Körper ist und bereits in der Natur vorkommt.
Während dieses Gerbprozesses besteht allerdings die Gefahr, dass durch einen Produktionsfehler das ungiftige Chrom (III) durch Oxidation zu dem gesundheitsschädlichen Chrom (VI) umgewandelt wird. Chrom (VI) tritt gelegentlich in gefertigten Lederprodukten in einer grenzüberschreitenden Menge auf.
Warum ist Chrom (VI) eigentlich gefährlich?
Chrom (VI) bietet verschiedene Risiken für den menschlichen Organismus. Einerseits besteht bei Kontakt die Gefahr, dass eine Allergie gegen Chrom (VI) entsteht. Das tückische an dieser Allergie ist, dass sie nicht heilbar ist und nicht mehr verschwindet, sobald sie einmal aufgetreten ist. Besteht diese Allergie erst einmal, so kann sie sich bereits bei kleinsten Chromatmengen bemerkbar machen und zu Hautreaktionen in Form von Schwellungen, Blasen, Abschuppungen und auch juckenden Stellen führen, die sich auf die Berührungsstelle beziehen. Es ist allerdings möglich, dass sich diese Hautreaktionen auf den ganzen Körper ausbreiten. Diese Allergien können sich bereits bei 5 Milligramm pro Kilogramm des Leders entwickeln. Besteht solch eine Unverträglichkeit, so ist die konkrete Empfehlung auf rein vegetabil gegerbte Lederwaren auszuweichen, bei denen Mischgerbungen ausgeschlossen sind.
Chrom (VI) gilt zudem beim Einatmen kleinster Staubpartikel, die durch das Leder entstehen, als krebserregend. Bereits seit 1936 gilt Lungenkrebs als anerkannte Berufskrankheit bei Chromatmitarbeitern. Auch der Verzehr gilt als gesundheitsschädlich, wobei dieser in großen Mengen stattfinden müsste. Vor allem eine dauerhafte Dosierung ist akut toxisch.
Kommt es während des Gerbprozesses zu der Umwandlung von Chrom (III) zu Chrom (VI), so sind die Arbeiter und Arbeiterinnen in der Fabrik diesem chemischen Vorgang häufig ohne weitere Schutzmaßnahmen ausgesetzt. Einerseits steigt das Krebsrisiko, andererseits entsteht die Gefahr von Atemwegserkrankungen oder einer Schwächung des eigenen Immunsystems. Diese Folgeerscheinungen treten meistens nach einem längeren und dauerhaften Kontakt auf.
Zudem stehen neurodegenerative Erkrankungen oder neuropsychologische Störungen, Geburtsdefekte, Fruchtbarkeitsschäden, DNA-Schäden und Arteriosklerose im Zusammenhang mit Aufnahme von Chrom (VI).
Auch für andere Mikroorganismen stellt Chrom (VI) eine Gefährdung dar und ist somit umweltschädlich. Gelangt Chrom (VI) also in das Trinkwasser oder auf andere Wege in die Umwelt, so entstehen für Pflanzen und Tiere aufgrund der Toxizität enorme Risiken.
Um solch einer Gesundheitsschädigung vorzubeugen, existiert eine gesetzliche Regelung, dass maximal 3mg/kg Chrom (VI) in Lederwaren vorhanden sein dürfen, die über einen längeren Zeitraum direkten Kontakt zur Haut haben. Diese Regelung gilt für die gesamte EU. Allerdings zeigte eine dänische Studie, dass bei 44% der untersuchten Artikel der Grenzwert überschritten war. Lederwaren, die nicht im ständigen Kontakt mit der Haut stehen, unterliegen allerdings keinem solchen Grenzwert.
Sind alle chromgegerbten Leder schlecht?
Es ist bereits erforscht unter welchen Bedingungen Chrom (III) zu Chrom (VI) umgewandelt wird. Diese Faktoren können bei dem Gerbprozess im Vorhinein minimiert werden. Dazu gehört zum Einen das Leder mit einem hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren nicht für diesen Gerbprozess verwendet werden, da dies die Herausbildung von Chrom (VI) begünstigt. Zum Anderen existieren Chromgerbstoffe, die mit Additiven versehen sind und dadurch der Entstehung von Chrom (VI) gezielt entgegen wirken. Allerdings sind diese Stoffe sehr kostenintensiv. Die Chance, dass bei kostengünstigen und importierten Lederwaren diese Additive bei der Chromgerbung genutzt wurden, ist sehr gering. Möchte man also auf chromgegerbte Lederprodukte zurückgreifen, so sollten ausschließlich sehr hochwertige Lederwaren gekauft werden, um das Risiko zu minimieren, dass gesundheitliche Schäden aufgrund der Chrom (VI)-Belastung eintreten.
Eine andere Alternative, um wirklich zu 100% sicher sein zu können, ist der Kauf von ausschließlich >vegetabil gegerbten< Lederwaren.