Was heißt denn nun schon wieder Crustleder?

Das Crustleder wird auch als „en croute“, „Borke“ oder „Borkeleder“ bezeichnet. Das Besondere an diesem Leder ist, dass es nach der Gerbung, sowie Rückfettung und Nachgerbung, nur getrocknet, aber nicht weiterverarbeitet wurde. Dieses Leder wird also vor der Fertigstellung aus der Produktion genommen.

Entstehungsgeschichte

Ursprüngliches Ziel war es möglichst viele Rohstoffe im eigenen Land so herzustellen, dass diese auch nach langer Lager- oder Versandzeit in unveränderter Qualität vorliegt und die Möglichkeit einer späteren Weiterverarbeitung dadurch gegeben war.

In Indien fand die Gerbung von Schaf- und Ziegenfellen mit der >vegetabilen Gerbung< oft in einem kleinen Betrieb im Topf statt. Diese Gerbung sorgte für viele Vorteile: Möglicherweise vorhandene Oberflächenfehler wurden verdeckt, die Leder bekamen Substanz und erhielten mehr Gewicht, sowie bei vollen Ledern wurde eine große Fläche erreicht. Diese EI-Leder (East Indian Leather) werden auch heute noch hergestellt.

Verarbeitung von Crustleder

Crustleder werden zunächst, wie die anderen Ledersorten auch, enthaart und entfleischt. Anschließend folgt die Reinigung in Form von auswaschen, dann das >Abwelken<, die Gerbung und das Trocknen. Abschließend erfolgt die Fettung.

Bei Crustleder kann einerseits zwischen vegetabil gegerbten Crustledern (Pflanzen-Crust) und den Chromcrustledern (Chrom-Crust) unterschieden werden. Bei beiden Crustledertypen findet keine Weiterverarbeitung, wie zum Beispiel die Nachfärbung oder das Schleifen des Leders, statt.

Warum wird Crustleder nicht mehr weiterverarbeitet?

Durch die Gerbung und die genutzten Gerbstoffe entstehen eigene Einfärbungen des Leders. Nach der >Chromgerbung< entsteht beispielsweise eine bläulich-graue Färbung des Leders, das sogenannte „Wet Blue“. Es kommt vor, dass eine Nachfärbung oder weitere Verarbeitung zunächst nicht vom Gerber stattfindet, sondern das Leder so verkauft und gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt nachgefärbt und zugerichtet wird. Bei synthetisch gegerbten Leder sprechen wir von „Wet White“, da das Leder nach der Gerbung eine weiße Farbe erhält. Nach einer vegetabilen Gerbung erhalt das Leder eine gelbliche Farbe.

Dadurch, dass die Oberfläche naturbelassen ist und das Leder nicht zugerichtet wurde, besitzt das Leder bei einem möglichen weiteren Verarbeitungsprozess eine sehr gute Aufnahme von Farben.

Bei Crustledern hat der Käufer die Möglichkeit die weitere Verarbeitung den konkreten Vorstellungen und Wünschen anzupassen und das Material dementsprechend zu gestalten.