Begriffliche Einordnung

Unter „geprägtem Leder“ wird all jenes Leder gefasst, welches so bearbeitet wurde, dass das optische Erscheinungsbild der Tierhaut verändert wurde. Dabei wird das ursprüngliche Narbenbild durch Aufpressen oder aber Aufwalzen eines neuen Narbenbildes bearbeitet.

Für den Vorgang werden Stempel, Walzen oder Pressen genutzt. Zudem werden Muster, Narbungen anderer Tiere oder Bilder verwendet, um diese auf eine andere Haut aufzupressen. Durch diesen Vorgang entstehen auch Lederoptiken exotischer Tiere, wie zum bei dem Krokodilleder. Ist diese Prägung qualitativ hochwertig durchgeführt, so fällt es ebenso Experten schwer ein Original von einer Prägung zu unterscheiden. So können die verschiedensten Geschmäcker bedient werden. Im Bereich der Bekleidung werden häufig Lammleder und bei Möbeln Rindsleder geprägt.

Diese Prägungen können entweder über eine große Fläche angewendet werden oder aber sich auf einen kleinen Bereich des Leders, wie zum Beispiel bei einem kleinen Logo, beziehen.

Aufgrund der benötigten Materialien, sowie dem aufwändigen Verfahren, ist der Prägungsprozess sehr kostenintensiv.

Wie funktioniert eine Prägung?

Als Vorarbeit wird das Leder narbenseitig angeschliffen, damit eine einheitliche Oberfläche entsteht. Um die Lederhaut so vorzubereiten, dass sie durch die Prägung nicht geschädigt wird und lange an Qualität behält, wird eine bindemittelbasierende Farbe aufgetragen. Zunächst wird ein Prägestempel, oder auch Klischee genannt, benötigt. Diese Stempel sind je nach Häufigkeit der Verwendung aus Messing oder aber aus dem weniger teuren Magnesium hergestellt. Die Motive des Stempels werden durch eine Ätzung oder Fräsung aufgebracht. Nach wenigen Tagen steht das Klischee bereit und kann mithilfe einer Prägemaschine das trockene Leder prägen. Dabei wird die Kraft von ungefähr 300kg aufgewendet. Die Temperatur der Prägemaschine liegt während des Prozesses bei 40 bis 90 Grad. Wie lange die Prägung stattfindet, liegt von der Beschaffenheit des Leders, insbesondere von der Stärke und auch Festigkeit ab. Als Dauer können dafür 2 bis 30 Sekunden angesetzt werden.

Regulär finden Prägungen von oben statt. Gelegentlich wird die Tierhaut auch von beiden Seiten mit jeweils einer Platte geprägt. Damit durch diese Prägungsart die Vertiefungen stabilisiert werden, werden diese meistens mit Füllmaterial unterstützt.

Es wird zwischen „Blindprägungen“ und „Farbprägungen“ unterschieden. Bei Blindprägungen, die eher bei Blankledern durchgeführt werden, findet eine Prägung durch die Aufheizung des Klischees statt. Von Farbprägungen, die vorzugsweise bei pigmentierten Glattledern durchgeführt werden, wird in den Fällen gesprochen, in denen zwischen Klischee und Lederhaut eine Farbfolie gelegt wird.

Warum denn der ganze Aufwand?

Neben dem optischen und dem daraus resultierenden einzigartigen Design, gibt es eine weitere Begründung, warum der Aufwand der Lederprägung betrieben wird. Dieser liegt darin, dass die Tierhäute regulär nicht frei von Schäden, z.B. in Form von Wunden oder ähnlichem, sind. Durch den Prozess der Prägung kann das Leder also so verarbeitet werden, dass nicht viel Verschnitt entsteht, der entsorgt werden muss. Es kann zudem auch auf größeren Flächen ein einheitliches Narbenbild entstehen, wodurch große Flächen von Möbelgarnituren einheitlich aussehen. Dadurch werden einerseits Produktionskosten gesenkt, andererseits schlussendlich die Umwelt weniger be- und somit entlastet. Dieser Prozess trägt somit also sogar zur Nachhaltigkeit bei: Lederhäute, die ohne Prägung aufgrund der Beschaffenheit wegzuwerfen wären, können nun so verarbeitet werden, dass sie qualitativ hochwertig und optisch perfekt aufgearbeitet werden. Letztendlich besteht die Möglichkeit jedes Leder zu prägen. Allerdings muss der Prägungsprozess der Lederhautbeschaffenheit angepasst werden.