Welche Gerbprozesse gibt es?

Es gibt verschiedene Methoden Lederhäute dauerhaft haltbar zu machen und diese umso besser verarbeiten zu können, was unter dem Begriff der Gerbung zusammengefasst wird.

Eine Möglichkeit bietet die >vegetabile Gerbung<, die als ökologischste Gerbung gilt. Für diese Gerbung werden ausschließlich natürliche und aus Pflanzen gewonnene Materialien, wie zum Beispiel Früchte, Rinden oder Holz verwendet. Dieser Gerbprozess dauert dabei über viele Monate an.

Unter Zugabe von synthetischen Gerbstoffen, sogenannten Syntanen, kann der vegetabile Gerbprozess deutlich beschleunigt werden. Allerdings widerspricht dies der vegetabilen Gerbung im eigentlichen Sinne, da die synthetischen Gerbstoffe vom Menschen künstlich hergestellt werden und somit nicht aus Pflanzen stammen. Die Befürworter der vegetabilen Gerbung verzichten dementsprechend auf die Zugabe solcher Syntanen. Dazu zählen unter anderem Phenole, Acrylate oder auch Formaldehyd. Werden Syntane einem Gerbprozess hinzugefügt, geschieht dies allerdings meistens in Kombination mit der vegetabilen Gerbung oder mit der Chromgerbung. Findet eine Chromgerbung in Kombination mit einer Nachgerbung durch synthetische Stoffe statt, so wird das Leder fülliger im Vergleich zu einer reinen Chromgerbung. Nach dem Gerbprozess durch die Zugabe von Syntanen und vor der Färbung weist das Leder eine weiße Farbe auf und wird als „wet white“ bezeichnet.

Die sogenannte >Chromgerbung< ist mit 85% der nun am weitesten verbreitetste Gerbprozess und zählt zu der Mineralgerbung. Dafür werden Chromsalze, allen voran Chrom (III)-Salze, verwendet. Dadurch entsteht bei den Lederwaren eine doppelt so hohe Reißfestigkeit im Vergleich zu den vegetabil gegerbten Ledern. Auch im Gewicht lassen sich Unterschiede feststellen: Chromgegerbtes Leder ist um einiges leichter, da die Chromsalze die Lederhaut nicht auffüllen. Der Gerbprozess ist zudem um einiges schneller durchführbar und deutlich materialschonender, als die anderen Gerbprozesse. Wenn das Leder nach dem Gerbprozess noch nass ist, erstrahlt das Produkt in einem bläulichen Farbton und wird als „wet blue“ bezeichnet.

Die >Tran- oder Fettgerbung< dient der Herstellung von sämisch gegerbten Leder. Tran bzw. Fischöl wird in Schaf- oder Lammfelle oxidiert. Der sehr hohe Anteil an ungesättigten Fettsäuren sorgt bei der Gerbung dafür, dass sich in den Fasern des Leders die Fettsäuren mit dem Luftsauerstoff verbinden. Heutzutage dauert dieser Prozess ca. drei bis vier Monate an. Dabei werden abwechselnd zwei Phasen durchlaufen: Dem Walken und der Trockenphase. Die Walken sind in sich drehende und mit Tran versehene Mühlen, die das Leder entsprechend bearbeiten. Durch das Trocknen bindet sich der Tran in die Lederfaser. Anschließend wird die Haut mit einer einprozentigen Sodalösung und Tensiden gespült, um nicht mehr benötigte Fette zu entfernen.

Ein weiterer, aber heutzutage kaum noch anzutreffender Gerbprozess ist die der Hirngerbung. Sogenanntes Indianerleder wurde mithilfe von tiereigenen Hirnmassen gegerbt. Zur noch besseren Stabilisierung des Leders wurde dieses durch eine Rauchkonservierung noch haltbarer gemacht.

Warum präferieren wir vegetabil gegerbtes Leder?

Auch wenn der vegetabile Gerbprozess einerseits der am längsten andauerndste Prozess ist, der dazu noch die meisten Materialien benötigt, gibt es viele Gründe, die für diese natürliche Gerbung sprechen.

Es werden zwar einerseits viele Materialien für diese Art der Gerbung verwendet. Allerdings handelt es sich dabei um ausschließlich pflanzliche Materialien, die in der Natur in der verwendeten Form vorkommen und ohne weitere Bearbeitung genutzt werden können. Die Materialien können nach dem Gerbprozess simpel und einfach entsorgt werden, was die Umwelt also nicht zusätzlich belastet. Dieser Nachhaltigkeitsgedanke ist besonders zu Zeiten des Klimawandels ein wesentlicher Aspekt sich für diesen Gerbprozess zu entscheiden. Außerdem kann ein vegetabil gegerbtes Leder schlussendlich ohne Schwierigkeiten und Bedenken dem natürlichen Kreislauf wieder zurückgeführt werden, wenn die Lebensdauer des Leders erreicht ist.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass nach der vegetabilen Gerbung keinerlei gesundheitlichen Risiken für den Verbraucher auftreten können, da keine Schadstoffe beim Gerbprozess eingesetzt werden oder entstehen können.

Die Eigenschaften des vegetabil gegerbten Leders sind ebenfalls überzeugend: Einerseits sind diese Lederwaren atmungsaktiver im Vergleich zu den chemisch gegerbten Ledern. Andererseits ist die Langlebigkeit des Produktes gewährleistet, da das Leder durch diesen schonenden Gerbprozess weniger belastet wird.

Neben dem wichtigen Aspekt der Nachhaltigkeit handelt es sich bei vegetabil gegerbten Leder immer um Produkte, die also auch exklusiv und qualitativ sehr hochwertig sind.