Heutzutage gibt es gefühlt Allergien gegen alles – Aber gegen Leder? Ja, auch das ist möglich – prinzipiell.

Es handelt sich dabei um eine Kontaktallergie, sprich: Sobald Leder die Haut berührt, entstehen verschiedene Beschwerden, angefangen von Hautveränderungen, wie Ekzemen und juckender Haut, bis hin zu Atemwegsbeschwerden oder gar – in ganz seltenen Fällen – einem anaphylaktischen Schock. Die Beschwerden können sehr umfangreich und verschieden stark ausgeprägt sein. Die Art der Ausprägung liegt an der Empfindlichkeit des Allergikers.

Wie kann es zu Lederallergien kommen?

Der spannende und entscheidende Punkt an dieser Stelle ist, dass regulär keine Allergie gegen das Leder selbst besteht, sondern vielmehr gegen manche Bestandteile im Leder. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um das sogenannte Chromat. Dieser Stoff ist dann enthalten, wenn das Leder mit Chrom gegerbt wurde. Bei diesem Gerbprozess wurden Chrom-III-Salze verwendet, welche zunächst einmal nicht gesundheitsschädlich sind. Treten allerdings während des Gerbprozesses Fehler im Ablauf auf, so können Chrom-VI-Verbindungen, die sogenannten Chromate, entstehen. Das Chrom(VI) bleibt als Bestandteil im Leder zurück. Bei Kontakt des Leders mit der Haut, dringt dieser Stoff in die Haut ein. Besonders der Schweiß sorgt dafür, dass sich die Rückstände aus dem Material lösen und in den Körper gelangen.

Es ist also prinzipiell möglich, dass >Chrom(VI)< im Leder enthalten ist, wenn eine >Chromgerbung< stattgefunden hat.

Das „Bundesinstitut für Risikobewertung“ fasste 2007 bereits zusammen, dass in mehr als der Hälfte der untersuchten Lederwaren Chromat vorhanden war. Sehr bedenklich ist, dass bei einem Sechstel der untersuchten Lederwaren der heute geltende Höchstwert deutlich überschritten wurde: Er lag bei mehr als 10 Milligramm pro Kilogramm Leder. In Deutschland litten mehr als eine halbe Million der Menschen zu diesem Zeitpunkt an dieser Allergie, die auch akut lebensbedrohlich werden kann. Ist diese Allergie erst einmal aufgetreten, so kann sie nicht mehr geheilt werden. 2010 wurden Deutschland- und EU-weit Grenzwerte bestimmt und vorgegeben, die nicht überschritten werden dürfen. Dieser Wert liegt bei 3 Milligramm pro Kilogramm Leder. Für diejenigen, die sehr sensibel auf diesen Stoff reagieren, kann bereits diese Menge ausreichen, damit es zu Hautreaktionen kommen kann.

Das „Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit“ führte 2015 eine erneute Untersuchung zu den Rückständen von Chrom(VI) in Lederwaren durch: Rückstände wurden nach wie vor in vielen Proben festgestellt und bei 16 Prozent gab es eine Überschreitung des vorgegebenen Grenzwertes.

Neben dem Chrom(VI) besteht zudem die Gefahr, dass andere Stoffe ebenfalls im Leder enthalten sein können: Zwar gibt es EU-weite Richtlinien, die Vorgaben für die Produktion von Lederwaren innerhalb der EU machen. Diese verhindern allerdings nicht den Import von Lederwaren mit diversen und auch gesundheitsschädlichen Rückständen von Stoffen aus Ländern außerhalb der EU. Eine Behandlung des Materials mit Formaldehyd, Octylisothiazolinon oder anderen Stoffen, kann zu ähnlichen Reaktionen führen. Eine Vorstellung beim Arzt ist somit erforderlich, um die Ursache abklären zu können.

Und jetzt? Nie wieder Lederwaren?

Der Großteil der Lederwaren, wir sprechen da von ungefähr 85 Prozent, sind chromgegerbt. Es lohnt sich bei den Lederwaren genau hinzuschauen und nachzufragen, wie die Waren gegerbt wurden. Es gibt Gerbprozesse, die sehr allergikerfreundlich sind. Besonders die Lederprodukte, die >vegetabil gegerbt< wurden, sind besonders hervor zu heben, da sie keine gesundheitlichen Beschwerden verursachen.

Damit wir die Gesundheit anderer nicht schädigen, legen wir Wert auf Waren, die wir selber herstellen und die ausschließlich vegetabil gegerbt wurden!